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31. Januar 2019
Bertram Hennig

HERZENSBRECHER.

Erfolgsrezepte für Werbung in Liebe und Marketing.

Ich gebe es zu: In der Schulzeit hatte ich wenig Erfolg bei den Mädchen. Nicht, dass ich beim anderen Geschlecht nicht sehr beliebt gewesen wäre. Und es lag nicht allein an meiner Schüchternheit und meinen Selbstzweifeln. Dennoch: Spätestens beim Schulball hatten dann immer zwei Typen von Jungs die Nase vorn. Diejenigen, die blendend aussahen und denen einfach alles gelang. Und die Hartnäckigen – nicht besonders schön, nicht besonders intelligent –, die so lange auf das jeweilige Mädchen einredeten, bis sie schließlich nachgab. Denkpause. Und was hat das mit Werbung zu tun? In beiden Fällen müssen Widerstände überwunden und der andere emotional für sich gewonnen werden. Aber von Anfang an.

Alles eine Frage der Kommunikation.

Das Wort „Werbung“ ist viel älter als die Bedeutung, die es heute hat. Werbung ist der Versuch, einen Menschen für sich zu gewinnen. Werbung ist die Kunst der Verführung. Im Gegensatz zum Imponiergehabe, einer übertriebenen und damit lächerlichen Form der Werbung. Egal, ob Auerhahn bei der Balz oder der getunte 3er-BMW des Dorfjugendlichen. Also: Lernen wir erfolgreiche Strategien des „Anmachens“ und übertragen sie auf das Marketing. Doch, das geht! Nehmen wir den „Schönen“ aus meiner Schulzeit, dem alles gelang. Ich nenne ihn heute den Apple-Typ. Hier stimmt einfach das Produkt. Es ist perfekt und muss nur seine Vorteile ohne großen Klamauk präsentieren. So eben, wie Apple in seiner Werbung, die sich nicht durch einen hohen Grad an Kreativität auszeichnet, sondern durch das Darstellen der Produktvorteile. Auf der anderen Seite: der Hartnäckige. Wie nervige Reklame für Waschmittel hämmert er seine Botschaften auf seine, ja sagen wir es ruhig, Opfer ein, bis sie schlussendlich aufgeben. In der Werbung ist das nicht nur aufwendig, sondern wirkt sich auch auf die Kundenbindung negativ aus. Was für den einen als One-Night-Stand durchaus willkommen sein mag, ist im Marketing unerwünscht, aber gängige Praxis. Und schließlich gibt es da die echten Verführer. Sie stellen zunächst Fragen, um ihr Gegenüber näher kennenzulernen. Sie sind charmant, humorvoll und immer wieder für eine positive Überraschung gut. Sie erzählen fantasievolle Geschichten, die tiefste innere Gefühle der Umworbenen ansprechen und die sie selbst noch nicht kannten. Ziel der Verführer ist eine langfristige emotionale Bindung. Dafür reicht eben ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Nimm mich!“ nicht aus. Und nicht jedes Produkt kann seine Vorteile so einfach präsentieren wie beispielsweise der Apple-Typ.

Die perfekte Verführung.

Meine Vision von perfekter Werbung ist deshalb die perfekte Verführung. Schon das Wort sagt alles. Denn „Führung“ ist hier ein wichtiger Bestandteil. Auch wenn der Kunde und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen, muss die Kommunikation immer für eine Überraschung gut sein. Planung und Inszenierung müssen im Detail stimmen und gleichzeitig so sicher sein, dass man im Dialog improvisieren kann. Die Marke führt den Kunden, aber der Kunde gibt die Impulse dafür. Wie ein perfekter Tango. Bevor man aber an diesen Punkt kommt, steht die harte Arbeit des Markenaufbaus im Vordergrund. Die Marke muss auf sich aufmerksam machen, ohne den potenziellen Kunden mit Aufdringlichkeit zu nerven. Neben dem Einsatz von intelligentem Humor gibt es unter anderem auch den Weg, Geschichten zu erzählen, die das Produkt sympathisch machen und emotional fest in der Erinnerung verankern, ja sogar eine gewisse Abhängigkeit schaffen. Die Marke wird zum unverzichtbaren Bestandteil im Leben des Kunden. Erst diese Bindung macht für mich die perfekte Verführung.